Stephan Resch
In dem Romanessay “Die Reise” nimmt Bernward Vesper den ‚subtilen Faschismus‘ des Elternhauses als Ausgangspunkt für eine Biographie der Fremdbestimmung. Absicht der mehrsträngigen Reise durch Europa, die eigene Vergangenheit und – drogeninduziert – durch das eigene Bewusstsein, ist nichts weniger als die Aufarbeitung der ideologischen Herkunft. Dabei versucht Vesper die Widersprüche zwischen der wahrgenommenen Indoktrination der Kindheit und Jugend und den linksrevolutionären Glaubenssätzen der Erzählgegenwart um 1969 zu einem plausiblen Identitätsentwurf zusammenzufügen. Dieser Vortrag richtet besonderes Augenmerk auf die Frage, welche narrativen Strategien Vesper bei der Herkunftsfindung anwendet und inwieweit die biographische Rückerfindung mithilfe halluzinogener Drogen zur Bewältigung bzw. zum Scheitern jener verzweifelt betriebenen Selbstsuche beigetragen hat.