Vom Heimkommen ins ‚Altneuland‘. Transkulturelle Aspekte in der Lyrik Manfred Winklers

Monica Tempian

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Debatten um die Bedeutung des ,German-Hebrew dialogue‘ und die Verortung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur in Israel/Palästina, richtet Monica Tempian das Augenmerk auf den Lyriker Manfred Winkler, dessen Werk an vielfältigen transkulturellen Schnittstellen angesiedelt ist: zwischen mittelosteuropäischen und orientalischen mehrkulturellen Räumen; zwischen europäischen und hebräischen literarischen Traditionen; zwischen dem mehrsprachig geprägten deutschen Idiom der Bukowina und dem Hebräischen mit seinen aramäischen und arabischen Entlehnungen. Tempian zeigt, dass in Winklers Schreibpraxis der ‚inbetween-space‘ stets bedeutsam ist und durch unterschiedliche Verfahren realisiert wird: durch eine Bildlichkeit, die mit räumlichen und zeitlichen Verschiebungen und Überlappungen spielt und damit dichotomisierende Zuschreibungen von ,eigen’ und ,fremd‘ aufbricht; durch eine Metaphorik der ,Bewegung’ und des ,Unterwegs-Seins’, die jegliche Form endgültiger Selbstverortung infragestellt; durch eine transkulturelle Intertextualität, die das Aufrufen unterschiedlicher literarischer Traditionen ermöglicht; durch eine Mehrsprachigkeit und Sprachsimultaneität, die zu einer Neuverortung des Subjekts als „sich in Übersetzung befindend“ führen. Winklers Poetik, wie Tempian an exemplarisch ausgewählten Texten veranschaulicht, ist ganz im Sinne Wolfgang Welschs und Homi Bhabhas auf Durchlässigkeit der Kulturen und Sprachen angelegt. Das Herstellen hybrider Raum- und Sprach-Vernetzungen, in denen mittelosteuropäische, israelische und arabische Welten aufeinandertreffen und ineinandergreifen, dekonstruiert nationale Paradigmen und die Fixierung auf Einsprachigkeit.